Rainer Maria Rilke und der Symbolismus
von Ingu KangRainer Maria Rilke war einer der einflussreichen deutschsprachigen Lyriker. Er unternahm trotz seiner körperlichen Schwäche und finanziellen Unzulänglichkeit zahlreiche Reisen.
Der Hauptgrund für seine so weiten sowie häufigen Wanderungen liegt in der Tatsache, dass er selbst seine Reisen „als eine permanente Sehschule verstanden“ hat. Dabei erfuhr er verschiedene Kulturen, Künste und Personen an zahlreichen Orten. Er rezipierte allerart Kunst und Poetik und entwickelte sich in seiner aparten Empfänglichkeit, sensiblen Sinnlichkeit und freien, poetischen sowie umfangreichen Rezeptivität.
Unter allen Einflüssen ist der Symbolismus der wichtigste. Rilke war von dieser literarischen Stilrichtung tief begeistert und wurde überwiegend von den Symbolisten beeinflusst. Ohne Symbolismus hätte er seinen Stellenwert als Dichter in der deutschsprachigen Literatur nicht errangt. In der deutschsprachigen Literaturgeschichte wird er dementsprechend neben Stefan George und Hugo von Hofmannsthal als ein Hauptvertreter des deutschen Symbolismus betrachtet.
Basierend darauf befasst sich dieses Buch mit der Beziehung zwischen Rilke und dem Symbolismus in seinen gesamten Schaffensphasen. Der Prozess seiner Rezeption des Symbolismus in jeder Schaffensperiode wird resümiert und die symbolistischen Charakteristika in ihren repräsentativen Werken und Schriften für jede Phase werden untersucht.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass seine frühe Phase indirekt mit dem Symbolismus verbunden war, und seine mittlere Periode als eine Zeit definiert werden kann, in der er die Symbolisten und ihre Werke studierte und an ihnen orientiert Dichtung praktizierte. Seine späteren Jahre waren geprägt von der Verwandlung des Symbolismus in eine eigene Poetik.
Seine frühe Phase ist mithin als die Überwindung des Naturalismus durch die Annäherung an den Symbolismus, seine mittlere als die Beherrschung des Symbolismus, seine späte als die Schaffung einer eigenen Poetik durch den Symbolismus zu bezeichnen. So zieht sich der Symbolismus als die mächtigste und einflussreichste aller anderen künstlerischen Tendenzen durch sein Gesamtwerk.